Von Anfield nach Jena THE GERMAN-REDS (2024)


Auch wenn es kein direkter Trip nach Liverpool war, hier ein paar Eindrücke von der U17-EM mit dem "German Red" Christopher Buchtmann:

„Deutschland gegen England in Jena? Das wär’ ja der Hammer!!!“ Und tatsächlich ergibt die Auslosung für die U17-EM-Gruppenphase, dass genau diese Partie in unserem Stadion - im Paradies - stattfindet.

Leider wurde Thomas Ince, der während der letzten Qualifikationsrunde als einzige Liverpooler im englischen Aufgebot stand, nicht in den 18er Kader für die Endrunde berufen. Trotzdem müssen wir nicht gänzlich auf Nachwuchs von den Reds verzichten, denn ausgerechnet die Deutschen haben mit Mittelfeldspieler Christopher Buchtmann einen Hoffnungsträger aus der LFC Academy im Aufgebot.

„Christopher ist ein echter Führungsspieler. Er kann eine Partie allein entscheiden, sowohl durch Pässe als auch durch seine Torgefährlichkeit. Er ist unser Engländer und durch den Liverpool FC wurde er geprägt. Er ist ein aggressiver Typ, der die Mentalität der Briten verinnerlicht hat und nie aufgibt“ lautet die Einschätzung des deutschen Nationaltrainers. Das erinnert uns irgendwie an einen anderen Mittelfeldspieler der Reds...

Der mit Spannung erwartete Tag fängt dann nicht so gut an: Thomas aus Bremen hatte sich heute zum Spiel angesagt, muss aber leider kurzfristig wegen eines familiären Notfalls absagen. Gerade als Anja und ich überlegen, wem wir mit der dritten Eintrittskarte eine Freude machen können, klingt das Telefon und (Liver-)Paul fragt an, ob wir noch ein Ticket übrig haben. Was für ein Zufall!

Obwohl wir fast zwei Stunden vor dem Anpfiff in Jena sind, gibt es schon fast keine Parkplätze mehr. Wie an den Kennzeichen zu erkennen, kommen die Leute aus allen Teilen Deutschlands, was auch das hohe Autoaufkommen erklärt. Kaum zu glauben, dass die alle wegen ein paar Nachwuchskickern den weiten Weg auf sich nehmen. Am Ende wird es sogar einen neuen Rekord für ein U17-EM-Gruppenspiel geben, denn noch nie wollten 8.500 Zuschauer so ein Match sehen...

Wie erwartet, strömen viele Familien und Kindergruppen in Deutschland-Outfit in Richtung Stadion, aber ab und zu sind auch englische Trikots zu sehen.

Über dem Eingang hängt ein Willkommensbanner mit der Stadionbezeichnung ‚Ernst-Abbé-Sportfeld’. Von der WM 2006 wissen wir zwar, dass Stadionnamen zum Schutze der Sponsoren geändert werden, aber das der Name eines renommierten Wissenschaftlers (Ernst Abbe), dem eines verhältnismäßig unbekannten hessischen Fußballers (Ernst Abbé) weichen muss, ist uns dann doch neu. Aber immerhin hat die UEFA verstanden, dass dies hier Sportfeld heißt und nicht wie der DFB, der auf seiner Webseite vom ‚Ernst-Abbé-Stadion’ berichtet. Naja, was will man auch erwarten?

Beim obligatorischen Bratwurstessen lernen wir Terry aus England kennen, der in Thüringen lebt und arbeitet. Angezogen von unserer Englandkluft will er natürlich wissen, warum wir nicht den Adler, sondern die drei Löwen auf der Brust tragen und welche Mannschaft wir auf der Insel unterstützen. Da er City-Fan ist, liegen wir zumindest dieses Wochenende voll auf einer Wellenlänge, denn morgen steigt das Manchester-Derby und da drückt ganz Liverpool den Hellblauen die Daumen. Nach dieser netten Begegnung bin ich mir sicher, dass sich die Citizens morgen ganz mächtig für uns ins Zeug legen.

So langsam wird es Zeit, dass wir uns mal um ein paar gute Plätze kümmern, denn wir haben zwar Tickets für unseren angestammten Block B, jedoch gibt es heute keine feste Platzzuordnung und die Tribüne sieht schon ziemlich voll aus. Vorher fängt uns aber noch ein Reporter einer Thüringer Zeitung für ein kurzes Interview ab – offensichtlich fallen wir in unseren England-Trikots auf.

Die englischen Burschen übernehmen von Anfang an das Zepter und setzen die Gastgeber gehörig unter Druck. Das ändert sich jedoch schlagartig in dem Moment, als Paul etwas verspätet im Stadion auftaucht. Er sitzt noch nicht mal richtig auf seinem Platz, da zappelt der Ball nach einer Buchtmann-Ecke auch schon im Tor der Engländer.

Meinen Vorschlag, er könne doch auch gleich wieder gehen, hat Paul offensichtlich überhört und ab diesem Zeitpunkt bekommen die Young Lions gar nichts mehr auf die Reihe. Bei den Deutschen läuft es hingegen umso besser und angetrieben durch den „Engländer“ Buchtmann überrollen sie förmlich ihren Gegner. Das schnelle, schnörkellose Spiel mit enormen Zug zum Tor verdient den Applaus des Publiku*ms und auch wir erkennen die Überlegenheit neidvoll an. Das ist Fußball vom Feinsten!

Über das Spiel der Engländer können wir hingegen nur den Kopf schütteln. Lediglich bei Jack Wilshere, der diese Saison für Arsenal sogar schon in der Champions League zum Einsatz kam, war etwas zu erkennen, was wie besserer Fußball aussah. Folgerichtig steht es zur Pause bereits 2:0 und auch beim zweiten Treffer kommt die Vorbereitung vom Mittelfeldmotor Buchtmann.

Unsere Hoffnung auf ein Erstarken „unserer“ Engländer erfüllt sich auch in der zweiten Halbzeit nicht. Stattdessen spielt die deutsche Elf den Insulanern Knoten in die Beine, wie es eine Zeitung am nächsten Tag treffend beschreibt. „German Red“ Buchtmann ist zwar heute beim eigenen Abschluss etwas glücklos, aber dafür geht auch der Assist für das dritte Tor auf sein Konto.

Kurz vor Schluss umkurvt dann Götze drei Engländer wie Slalomstangen und schiebt zum 4:0 ein. Damit sind alle Messen gelesen und Deutschland ist vorzeitig für das Halbfinale qualifiziert. Umso erstaunter sind wir, als Buchtmann vor einer Standardsituation völlig unmotiviert den Ball wegschlägt und sich dafür den gelben Karton abholt. Erst später wird klar, dass es sein zweiter in diesem Turnier war und er damit für das mittlerweile unbedeutende Gruppenspiel am kommenden Dienstag gesperrt, im Halbfinale aber wieder spielberechtigt ist. Cleveres Bürschen!

Während wir den Siegern fair Applaus spenden, schleichen die Engländer mit gesenkten Köpfen über den Rasen. Das war eine regelrechte Demontage, aber vielleicht reicht es ja mit einem Sieg gegen die Türkei doch noch für’s Halbfinale.

Vor dem Mannschaftsbus erhaschen wir noch ein paar Autogramme, unter anderem von Jacon Walcott, dem Cousin von Arsenal-Star Theo Walcott sowie Gary Gardner, der wie sein Bruder Craig bei Aston Villa spielt.

Nach einem Abschlussbild mit unserer Englandfahne machen wir uns in der Gewissheit auf den Heimweg, dass der beste Engländer heute aus Liverpool kam und im Trikot der deutschen Nationalmannschaft gespielt hat...

Ein paar Bilder gibt‘s hier:
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Buchtmann-Collage:
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